Projekte > Restaurierung des Raffael-Rahmens

BESICHTIGUNG MIT FOLGEN


Eine kleine Gruppe von Studierenden hat sich zur Aufgabe gemacht, Hilfe und Unterstützung für die vorhanden aber zum Teil doch sehr beschädigten Gemälde der Reiff-Sammlung zu finden, um diese erhalten zu können.
Daraufhin wurde zu Beginn des Jahres 2006 der erste Spendenaufruf per Brief an ausgewählte Aachener Institutionen auf den Weg gebracht. So kam es, dass Herr Karl Schoenen – Restaurator und Vergoldermeister im Handwerk – auf das Reiff-Projekt aufmerksam wurde und seine fachkundige Beratung anbot. Am 25. April wurde Herrn Schoenen sen. durch die Räumlichkeiten des Kunsthistorischen Instituts geführt und einige Werke der Reiff-Sammlung vorgestellt.


Sixtinische Madonna Hierzu gehört die um 1890 entstandene Originalkopie von Ludwig Sturm nach Raffaels ‚Sixtinischer Madonna’ in Dresden. Dieses Bild durfte in keiner bedeutenden Kunstsammlung fehlen und wurde deshalb oft kopiert. Das Reiff-Museum kann aber nicht nur das Gemälde vorweisen, sondern ist auch im Besitz des dazugehörigen Rahmens. Dieser befindet sich allerdings, getrennt vom Bild, in anderen Räumlichkeiten
Obwohl der Restaurator doch eigentlich zur Begutachtung der Gemälde gekommen, weckte der Rahmen bei ihm noch größeres Interesse. Was Viele nicht wissen – Herr Schoenen sen. ist passionierter Rahmensammler, schon sein Vater hat vermutlich einige Rahmen für Kunstwerke des damaligen Reiff-Museums angefertigt. So konnte der Restaurator die Rahmen einzelner Bilder bestimmen und datieren. Aber von diesem Schmuckstück war er besonders angetan: An der Wand stehend präsentiert sich ein Holzrahmen von 3,70 m Höhe und 2,80 m Breite, der in seinem Dekor aufwendig verziert und vergoldet ist. Er besteht aus vier Elementen; einem gigantischen Sockel, zwei pilasterartigen Seitenteilen und einem abschließenden Gesims.
Das Fußteil ist mit einem Stabfries und vorgeblendetem wellenförmigen Zierband dekoriert. Darüber ist mittig eine Kartusche mit der Inschrift „Rafael Santio“ angebracht. Jeweils angeschlossen an einen ornamentierten Wulst, schmückt den unteren Bereich der Wangen ein Bildfeld.
Gesamtansicht des Raffaelrahmens

Die linke Tafel zeigt ein Relief mit zwei Farbpaletten und sechs Pinseln, die durch ein Schmuckband verbunden und an einer runden Halterung am oberen Bildrand aufgehangen sind – Attribute der Malerei. Das Pendant auf der rechten Seite zeigt geometrische Werkzeuge - Attribute der Baumeister und Architekten – die ähnlich der linken Seite befestigt sind, sowie Basis und ionisches Kapitell einer gebrochenen Säule.
Attribute der Malerei Attribute der Baumeister
Als Schmuck über den Bildfeldern schließt sich jeweils eine mit Bändern und sich windenden Kranichen verzierte Amphore an, Tafel von Putto gehalten aus der eine Fontäne entspringt. Darüber erscheint jeweils ein kleines Täfelchen, welches von einem Putto mit ausgebreiteten Armen empor gehalten wird.Die Tafeln zeigen links die Zahl „1483“ und rechts „1520“ - die Lebensdaten Raffaels. In der oberen Hälfte beider Seiten ist ein Puttoköpfchen in zartes Blattwerk gebettet. Den Abschluss bildet jeweils ein Kreuz mit Schmuckband. Eine schmale ornamentierte Zierleiste leitet über in das verkröpfte Kranzgesims. Während sich die Verkröpfung über den Seitenteilen als Kapitell ausbildet, zeigen sich im Mittelteil drei gleichmäßig angeordnete Engelsköpfe mit Flügeln von Strahlenkränzen umgeben. Es folgt ein durchgehender Bogenfries. Eine auskragende Hohlkehle bildet den Abschluss des Rahmens.

Auswahl von Schadstellen

Der Rahmen weist aufgrund unsachgemäßer Behandlung zahlreiche Abnutzungsspuren und Verletzungen auf:
Aplatzung Aplatzung
Fehlstelle Fehlstelle
Fehlstelle

Kulturelle Bedeutung

Rahmen des Reiffmuseums Im Verlauf der weiteren Recherchearbeiten stellte sich heraus, dass die Sixtinische Madonna in Dresden in einem klassizistischen Schmuckrahmen ausgestellt war, den Hofbaurat Krüger im Jahre 1856 fertigte.1
Bei näherer Betrachtung der beiden Rahmen fällt die ähnliche Gestaltung der Wangen direkt ins Auge. Es liegt nahe, dass nicht nur das Gemälde, sondern auch der Rahmen, wenigstens in Teilen, kopiert wurde. Da das Original seit Kriegsende als verschollen gilt, ist der Aachener Rahmen von kulturellem Wert, weshalb auch seiner Erhaltung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Nach intensiven und fachkundigen Gesprächen mit Herrn Schoenen sen., erklärte sich dieser bereit, die Restaurierungsarbeiten zu übernehmen. Die Bearbeitung der Kartusche würde er gern als eigenen Beitrag auch finanziell tragen.


Vorbereitungen

Der Abbau des Rahmens wurde beschlossen und musste zügig in die Wege geleitet werden. Es stellte sich jedoch die Frage, wie die Reiff-Gruppe diese Aufgabe bewerkstelligen sollte, ohne dass das gute Stück noch mehr Schaden nehmen würde. Einem Hinweis von Herrn Schoenen sen. folgend, wurde Kontakt mit der Akademie des Handwerks am Gut Rosenberg aufgenommen. Diese sagte ihre tatkräftige Unterstützung bei der Demontage des Raffael-Rahmens zu. Anfang September kam Hilfe in Gestalt von Burkhard Broser Präsentation, 54MB, Tischlermeister und Student zum Meisterdesigner am Gut Rosenberg. Er sichtete den Rahmen und erklärte sich bereit, bei seinem Abbau zu helfen. Bis dahin war für die Reiff-Gruppe allerdings noch einiges zu erledigen. Vor allem galt es ein Gerüst zu organisieren, um die vier Rahmenbestandteile abbauen zu können.


Fundstück

Fundstück In der Zwischenzeit fand sich glücklicher Weise ein verloren geglaubter Bestandteil des Rahmens wieder. Es handelte sich dabei um das Köpfchen, welches im oberen Bereich der rechten Wange fehlt. Fundstück


Abbau

Am 24. November 2006 war es dann soweit: Zuerst musste diverses Mobiliar beiseite geschafft werden, das vor dem Rahmen stand. Auch alles weitere im Raum musste so verschoben werden, dass ungehindert rangiert werden konnte. Perfekt, nun war genug Platz für den Abbau. Das von der Werkstatt der RWTH geliehene Gerüst musste abgeholt werden. Schon dies gestaltete sich nicht so einfach, da es erst einmal unter Aufsicht aufgebaut und wieder auch wieder abgebaut werden musste, damit es guten Gewissens überhaupt erst ausgehändigt werden konnte.
Auf in den zweiten Stock des Reiff-Gebäudes und nochmaliger Aufbau, jetzt allerdings vor dem Rahmen. Mit Burkhard Broser kam nun auch fachkundiges Wissen und Manneskraft hinzu.
Abbau mit Herr Broser Abbau mit Herr Broser Abbau mit Herr Broser
Abbau mit Herr Broser Abbau mit Herr Broser
Zuerst sollte das Gesims abgehoben werden. Leichter gesagt, als getan. Denn es ließ sich gar nicht so einfach abnehmen. Es stellte sich heraus, dass die Seitenteile zwar durch eine Verzapfung mit dem Schlusselement verbunden waren. Zusätzlich war das Gesims aber an beiden Seiten mit jeweils einem Haken an der Wand befestigt. Diese mussten erst herausgedreht werden. Waren Rahmen und Bild zusammen etwa anfangs in diesem Raum ausgestellt? Herr Broser verneinte dies jedoch, die Haken an der Wand seien keine 100 Jahre alten Befestigungselemente. Nun ließ sich das Gesims zwar heben und lösen. Aufgrund des enormen Gewichtes bedurfte es mehrerer kräftiger Personen, um es sicher gestützt gen Boden zu befördern.
Abbau des Gesims Abbau des Gesims Abbau des Gesims
Abbau des Gesims Abbau des Gesims
Nach und nach füllte sich der Raum mit Architekturstudenten, die kurzerhand die Aktion zum Gegenstand ihrer Zeichenstunde machten. Frei nach Walter Benjamin2 „man will das, was geht, festhalten“ kommentierte Gazmend Kalemi, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls diese Aktion
Jetzt waren die Seitenteile an der Reihe. Diese wurden bloß aus ihrer Verzapfung gelöst. Nun war der Rahmen in seine vier Einzelteile zerlegt. Vier schwere Einzelteile, die zu Herrn Schoenen sen. transportiert werden mussten.
Zerlegung der Rahmenteile Zerlegung der Rahmenteile Zerlegung der Rahmenteile
Zerlegung der Rahmenteile Zerlegung der Rahmenteile
Dort angekommen, staunte dieser nicht schlecht – hatte er den Rahmen vielleicht viel kleiner in Erinnerung? Eine ständige Begleitung der Restaurierungsarbeiten durch die Reiff-Gruppe würde leider aufgrund der geringen Größe seiner Werkstatt nicht möglich sein. Dennoch erklärte Herr Schoenen sen. sich dazu bereit, einigen Studierenden der Kunstgeschichte Einblicke in das Arbeitsfeld eines Restaurators im Handwerk zu ermöglichen. Dabei würde er sein Vorgehen bzw. einzelne Schritte erläutern.


Restaurierungsarbeiten und Vergoldung

Mit Hilfe eines Models veranschaulichte er die einzelnen Abschnitte einer Rahmenrestaurierung
Als Vorarbeit ist immer eine Grundreinigung notwendig. Die Fixierung loser oder brüchiger Einzelteile schließt sich daran an. Gegebenenfalls müssen Elemente nachgearbeitet werden. Hierzu müssen von noch vorhandenen Vorlagen Silikon-Negative angefertigt werden, in denen ein rötlich eingefärbtes Kreide-Öl-Gemisch aushärten kann. Dieses wird dann an entsprechender Stelle am Rahmen befestigt. Manchmal ist es auch notwendig, einzelne fehlende Elemente anhand graphischer Vorlagen frei Hand nachzuarbeiten.
Modellrahmen: Arbeitsschritte der Vergoldung
1. Rahmen Modellrahmen
2. Nacharbeitung der Formen Nachbearbeitung
Nachbearbeitung
3. Elemente anfügen und Kreidegrundierung aufbringen Elemente anfügen
4. Rotfärbung (auch Bolus genannt)
5. Vergoldung: Blattgold wird aufgebracht Blattgold
Blattgold
6. Vergoldung wird poliert
7. Patina: Einarbeitung von Staub- und schwarzen Farbpartikeln erzeugt antiken Look
8. überschüssige Partikel werden entfernt – der Rahmen erstrahlt abschließend im neuen alten Glanz


Das Beispiel der von Herrn Schoenen finanzierten Restaurierung der Kartusche verdeutlicht den Vorher-Nachher Unterschied:
vorher nachher


Mit Ihrer Hilfe

Mit Geldspenden durch Führungen und mittels Privatspenden wird mit der Restaurierung fortgefahren.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist die Kartusche des Sockels, sowie das komplette Seitenelement mit dem Geburtsdatum Raffaels bereits vollständig restauriert.

Damit der Raffael-Rahmen wieder zusammen mit der Aachener Kopie der Sixtinischen Madonna ausgestellt werden kann, ist Ihre Unterstützung besonders von Bedeutung!

Sie können zum Beispiel das Sponsoring eines bestimmten Teilabschnittes übernehmen, von dem Sie abschließend ein Foto als Spendendokument erhalten – zusätzlich zu Ihrer Spendenquittung.
Sofern von Ihnen gewünscht, werden Sie auch namentlich auf der Homepage des Reiff-Museums genannt, sowie im Katalog zur Jubiläumsausstellung an entsprechender Stelle aufgeführt.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Pia Reinsch, Martina Witt

1Das Dekor der Seitenteile weist eine starke Ähnlichkeit zur Ausgestaltung des Reiff-Rahmens auf. Ferner gibt es ebenfalls ein Sockelelement und ein abschließendes Gesims, die sich in ihrer Ausarbeitung jedoch wesentlich unterschieden. Brink, Claudia und Henning, Andreas (Hrsg.): Raffael. Die Sixtinische Madonna. Geschichte und Mythos eines Meisterwerks. München 2005.
2Vgl. Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt a.M 1977.

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IMPRESSUM: REIFF-MUSEUM