Bauwerk > Baugeschichte
DAS BAUWERK
Planung, Bau und Umbau des
Reiff-Museums
Neben dem Hauptgebäude der RWTH Aachen im Templergraben Ecke
Schinkelstraße, die bis zum Frühjahr 1909 ein
namenloser Fußweg war, steht das ‚Reiff‘.
Der als Solitär errichtete Gebäudekomplex,
über den man seit 1900 verhandelte, 1906 jedoch erst mit der
baulichen Umsetzung begann und der schließlich am 5. November
1908 feierlich eröffnet werden konnte, war und ist einerseits
Ausbildungsplatz für Architekten. Andererseits diente er nach
dem letzten Willen von Franz Reiff (1835-1902) als Museum, in dem seine
umfangreiche Lehrsammlung ein Zuhause fand.
Leider gingen die Bauakten verloren, so dass die Geschichte der Planung
lückenhaft bleiben muß. Es ließ sich
jedoch rekonstruieren, dass nach Vorentwürfen der
preußischen Bauverwaltung und Vorschlägen von Seiten
der Architekturabteilung – namentlich zu nennen sind hierbei
Karl Henrici und Georg Frentzen – der Kollege Ludwig
Schupmann Pläne als Grundlage für weitere
Entwürfe zeichnete. Nach zahlreichen Änderungen fiel
die Entscheidung für ein dreigeschossiges Gebäude
(mit 17 zu 7 Fensterachsen), dessen rustiziertes Sockelgeschoss das Gefälle der Schinkelstraße auszugleichen hatte. Die
beiden Hauptetagen, die durch zurückhaltend profilierte
Fenster strukturiert sind, sitzt ein als Attika ausgebildetes
Obergeschoss auf. Darüber sorgten zwei hohe >Mansardendächer aus Glas für idealen Lichteinfall,
während die fensterlosen Wände optimale
Möglichkeiten beim Hängen der Exponate boten. Als
Material für den Baukörper wurde ein mit Naturstein
verblendeter Backstein gewählt.
Das Museum sowie die Architekturfakultät ließen sich ehemals durch in der Schinkelstraße gelegene separate Portale betreten. Über den im Stil des Neobarock verzierten Eingängen weisen Kartuschen, die die in Stein gemeißelten Schriftzüge REIFF-MUSEUM und etwa zwanzig Meter weiter ABTEILUNG ARCHITEKTUR tragen, auf die Funktionen der Gebäudeteile hin.
Das Museum stand stets unter der Leitung des Instituts für Kunstgeschichte und erlangte nicht zuletzt durch zahlreiche Ausstellungen nationales und – bedingt durch die hier präsentierte Avantgarde – auch internationale Beachtung. In den Wirren der Weltkriege lagerte man die Sammlung jeweils aus, um u.a. im ersten Fall ein Lazarett einrichten zu können und im Zweiten sich der Sammlung im Allgemeinen und der Modernen Kunst im Besonderen zu entledigen. Der Museumsbestand wurde teilweise zerstört, veräußert, verschenkt,
vergessen oder gestohlen. Nur wenige Exponate blieben erhalten.
Aufgrund der stetig wachsenden Studentenzahl und dem damit einhergehenden Platzmangel wurde das Reiff in den Jahren 1960 bis 1963 durch einen Anbau, der zwei große Hörsäle beherbergt, im Nordwesten erweitert. Doch damit nicht genug. Es folgten weitere Umbauten und Aufstockungen für die Rudolf Steinbach(seit 1951 Prof. für Baukonstruktion) und seine Assistenten Horst Kohl und Gernot Kramer verantwortlich zeichneten. Ihren Plänen fiel das ehemalige Treppenhaus und der Eingang der Architekturabteilung zum Opfer Allerdings blieb die schmückende Einfassung des Portals und die Kartusche darüber erhalten. Zusätzlich entfernte man die gläsernen Mansardendächer und ersetzte sie durch eine lichtundurchlässige und zugleich tragende Konstruktion. Seitdem ist die Attikawand durchfenstert, um der neuen Raumdisposition
und den modifizierten Innenausbauten genügend Licht spenden zu können.
Hermann
Zander, Nina Mamatsashvili
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