Dokumente > Quellen > Brief von Schmid an den Rektor
QUELLEN
Brief von Schmid
an den Rektor bzgl. der Statikprobleme, 22. Dezember 1913 (THA Aachen
846 (Acta betr. Reiff-Museum)
Eing.
22. Dezember 1913
J. Nr. 3695
An seine Magnificenz
den Herrn Rektor der Königlichen Technischen Hochschule Aachen
Euer Magnificenz
erlaube ich mir auf die gefällige Zuschrift vom 12. d. Mts.,
betreffend Entlastung der Räume des Reiffmuseums und des
Korridors
über dem Reiffmuseum, ergebenst zu erwidern, dass ich bis zu
den
Weihnachtstagen verreisen muss und für die Räumung
infolgedessen jetzt nicht Sorge tragen kann. Es kann diese
Räumung
auch nur unter meiner persönlichen Aufsicht erfolgen, da ich
allein die Anordnung der Gegenstände kenne und bei einer
Räumung durch andere meine mühsame Sichtung und
Ordnung der
Gegenstände zerstört würde. Ich weise des
ferneren
darauf hin, dass eine Räumung des Korridors im Dachgeschoss
stattfinden kann, sobald mir irgend ein für die Aufstellung
der
Gegenstände geeigneter Raum angewiesen ist. Der mir im Keller
zur
Verfügung stehende Raum Nr. 3 ist für mich als
Vorbereitungsraum der Ausstellungsgegenstände und zur
Aufhebung
der im Austausch befindlichen Bilder unentbehrlich und kann nicht zu zu
Aufstellungszwecken verwendet werden. Sobald Herr Professor
Gemünd
in der Lage ist, würde ich mit der Umräumung der im
Dachgeschoss befindlichen Gegenstände beginnen.
Was die Entfernung des im italienischen Saale aufgestellten Altars
anbelangt, so mache ich darauf aufmerksam, dass ich denselben nirgends
anders unterbringen kann, da er nach Grösse, Zweck und
farbiger
Stimmung in keinen anderen Raum hineinpasst. Für den Februar
habe
ich gerade in diesem Raume eine Ausstellung für kirchliche
Kunst
vorbereitet und würde durch die Entfernung des Altars oder
Umbau
des Altars in die grösste Verlegenheit kommen. Ich bitte
zunächst festzustellen, ob tatsächlich der Altar die
in dem
Berichte des Herrn Regierungsbaumeisters Kropp angegebene Schwere hat
und auf welcher Grundlage ein Gewicht von 2500 Kilogr. errechnet worden
ist. Eine Aufstellung dieses Altars im Erd- oder Untergeschoss ist
ausgeschlossen, da derselbe nur unter der Bedingung "der Ausstellung im
Reiffmuseum" mir überlassen worden ist. Ich nehme an, dass
sich in
dem darunter liegenden Raume ohne allzu grosse Schwierigkeit ein
Unterzug (Doppel T-Eisenträger oder dergl.) anbringen
lässt,
vielleicht schon jetzt in den Weihnachtsferien, der die
wünschenswerte Unterstützung für den Altar
ergibt.
Wegen der Verfügung betreffend Aufstellung bildhauerischer
Werke
im Reiffmuseum behalte ich mir weitere Aeusserungen vor. Ich
möchte aber hier gleich meinem Befremden darüber
Ausdruck
verleihen, dass s. Zt. für die Decken im Reiffmuseum eine
Konstruktion gewählt worden ist, die heute bereits nicht nur
die
Benutzung der Räume auf das äusserste erschwert,
sondern, wie
aus der Zuschrift hervorzugehen scheint, mit Lebensgefahr für
die
Besucher des Gebäudes und die Bewohner verbunden ist. Des
weiteren
möchte ich noch darauf hinweisen, dass es ganz
unmöglich ist,
die Ausstellungen im Reiffmuseum so einzurichten, dass nur bestimmte
Stellen belastet werden, da für die Anordnung solcher
Ausstellungen zunächst künstlerische Gesichtspunkte
sowie die
Grössenverhältnisse der auszustellenden
Gegenstände
massgebend sind.
Ich bitte daher mir Gelegenheit zu geben, über diese Punkte
noch
mit den zuständigen Stellen Rücksprache nehmen zu
können.
Der Professor der Kunstgeschichte.
Schmid
ZURÜCK
|
|