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Brief vom
zuständigen
Minister an den Rektor und den Senat über die
Baukosten des Reiff-Museums, 18.10.1902 (THA Aachen, Nr. 397b (Acta
betr. Reiff-Museum)
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
U I. Nr. 23951
An den Herrn Rektor und den Senat der Königlich Technischen
Hochschule in Aachen.
Berlin W. 64. den 18. Oktober 1902
Mit Bezug auf die Verhandlungen, betreffend die Annahme der
Reiff’schen Kunstsammlung für die dortige Technische
Hochschule und die Erbauung eines Kunstmuseums zur Unterbringung der
Sammlung.
Wenn auch nicht verkannt werden soll, dass der Besitz der Sammlung
für die Technische Hochschule einen gewissen Wert hat, so muss
doch bedacht werden, dass die Einrichtung und Erhaltung derartiger
Kunstmuseen ausserhalb der Aufgabe der Technischen Hochschulen liegt.
Diese Aufgaben (sind) aber schon so ausgedehnt und erweitern sich
fortdauernd und unaufhaltsam in so hohem Masse, dass dringende
Veranlassung gegeben ist, die durch die eigentliche Zweckbestimmung der
Technischen Hochschulen gezogenen Grenzen inne zu halten und
darüber hinausgehende Ausgaben zumal in einer Zeit zu
vermeiden, in der die allgemeine Finanzlage des Staates die
Unterlassung oder Zurücklassung sehr wichtiger Forderungen
auch für die Technischen Hochschulen nothwendig verlangt.
Unter solchen Umstanden würde,
wie ich nach Benehmen mit dem Herrn Finanz-Minister bemerke, die
Bereitstellung von Staatsmitteln für den angegebenen Zweck nur
dann in Frage kommen, wenn die Stadt Aachen, der Verein zur
Beförderung der Arbeitsamkeit und die Aachen-
Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft daselbst sich in
erheblich höherem Masse an der Aufbringung der Kosten
betheiligten, als bisher von ihnen zugesagt worden ist. Eine weitere
Voraussetzung wäre dabei, dass (das) städtische
Grundstück von vornherein in ganzer Ausdehnung und nicht bloss
in dem für das Museum erforderlichen Umfange erworben wird.
Hiernach würde sich der Gesammtaufwand stellen, wie folgt:
1. die Kosten des
städtischen Grundstückes auf |
9600 M |
2. die
eigentlichen Baukosten
auf |
150000
M. |
3. die Kosten
der inneren
Einrichtung und der Aussenanlagen auf |
44000
M.
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zusammen |
290000M. |
Nach den früheren Verhandlungen
war lediglich die Aufwendung des Betrages von 100 000 M. aus
Staatsmitteln für das Museum in Aussicht genommen Für
den Fall, dass die Erhöhung desselben bei der
gegenwärtigen Finanzlage nicht angängig ist,
würde von der Stadt und den beiden Vereinen ein Beitrag von
190 000 M. aufzubringen sein. Sollte sich herausstellen, dass der
Gesamtaufwand unter der Summe von 290 000 M. zurückbleibt, so
würde der Beitrag der drei Betheiligten entsprechend zu
ermässigen sein. Im Uebrigen wäre es eventuell nicht
erforderlich, dass die Stadt und die beiden Vereine im
nächsten Jahre ihren Beitrag voll einzahlen, sondern es
könnte die Zahlung je zur Hälfte auf zwei Jahre
vertheilt werden.
Ich habe den dortigen Herrn
Regierungs-Präsidenten ersucht, unter Zuziehung des Herrn
Rektors alsbald mit der Stadt und den beiden Vereinen darüber
in Verhandlung zu treten, ob sie bereit sind, den vorstehend genannten
Kostenantheil zu übernehmen oder wenigstens die
früher zugesagten Beiträge von je 30 000 M. erheblich
zu erhöhen und eventuell bis auf welchen Betrag.
Da die Vorbereitungen für die
nächstjährigen Staatshaushalts-Etat in
nächster Zeit abgeschlossen werden sollen, ist die
grösste Beschleunigung geboten. Den Herrn Rektor ersuche ich,
Sich schleunigst wegen der erforderlichen Schritte mit dem Herrn
Regierungs-Präsidenten in Verbindung zu setzen.
(Unterschrift)
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