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Brief an den zuständigen Minister wegen benötigter Räume beim Bau des Reiff-Museums (THA Aachen,  Nr. 397b (Acta betr. Reiff-Museum)

Aachen, den 15. Februar 190[?].

Der Rektor
[...]

[An] den Herrn Minister

Eurer Excellenz
überreiche ich anbei in Verfolg des Erlasses U. I. Nr. 20215. U IV vom 9. Februar 1902, ein Gutachten der Abteilung I über die Entlastung des Hauptgebäudes, welche durch den Bau eines besonderen Gebäudes für den Kunstgeschichtlichen Unterricht eintreten würde. Eine solche Entlastung wäre um so dringender freudiger zu begrüssen als die Bedürfnisse nach neuen Räumen im Lauf der Zeit immer dringender geworden sind.
Bei der Abteilung II sind im Lauf der letzten Jahre zwei neue Professoren - die für Bauingenieurwesen (Prof. Holz) und die für Statik der Hochbaukonstruktionen (Prof. Boost)- neu geschaffen worden und eine dritte - für Meliorationswesen  - soll in nächster Zeit errichtet werden. Da der Unterricht in den genannten Fächern zum grossen Teil aus Zeichenübungen besteht sind für die Vertreter dieser Fächer nicht nur Hörsäle sondern auch Zeichensäle erforderlich. Dank der Gefälligkeit und dem Entgegenkommen der Kollegen, welche die neu eingetretenen Professoren [in] die bisher von ihnen allein benutzen Räume mit aufgenommen haben, ist es bisher noch möglich gewesen den neu eingetretenen Professoren und für die in den Unterrichtsplan neu eingestellten Vorträge und Uebungen die erforderlichen Räume zur Verfügung zu stellen. Doch hat dabei bereits ein mehrfaches Hin- und Herwandern des Unterrichts und namentlich der Uebelstand mit in den Kauf genommen werden müssen, den Studierenden, welche über die programmässige Zeit der Uebungen hinaus an ihren Zeichnungen arbeiten wollen, dies nicht immer ungestört thun können. Für neu hinzukommende Lehrkräfte, namentlich für den demnächst zu berufenden Vertreter des Meliorationswesens, würden sich aber die nötigen Räume nicht mehr finden lassen. Die Schaffung wenigstens eines neuen grossen Zeichensaales für Abteilung II ist daher ein ganz unabweisliches Bedürfnis geworden.
Kaum minder dringend ist bei der gleichen Abteilung die Erweiterung der Sammlungsräume. Manche wünschenswerte[n] Anschaffungen haben in den letzten  Jahren einfach deswegen unterbleiben müssen, weil es an Raum für die anzuschaffenden Gegenstände fehlte.
Für die gesamte Hochschule ist ferner die Schaffung eines neuen grossen Hörsaales eine dringende Notwendigkeit. Schon jetzt gibt es sowohl Vor- wie Nachmittags eine ganze Reihe von Stunden, in denen sämtliche Hörsäle gleichzeitig besetzt sind. In einem Falle hat sogar schon das Professorenlesezimmer für 2 Stunden aushilfsweise als Hörsaal benutzt werden müssen. Ferner fehlt bis jetzt ein Zimmer zur Abhaltung von Prüfungen und Sitzungen sowie zum Aufenthalt für diejenigen Dozenten, welche keine eigenes Arbeitszimmer haben. Zu den Diplom-Prüfungen ist in den letzten Jahren die Aula benutzt worden; doch bringt diese Verwendung des grossen Raumes eine recht beträchtliche Verschwendung an Heizung mit sich. Nach den bevorstehenden Sobald die neuen Zeichensäle im [...] in Benutzung genommen sind, was in den nächsten Wochen geschehen soll, werden die vorhandenen Heizkesselanlagen überhaupt an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sein und eine gleichzeitige Erwärmung der Aula und des ganzen übrigen Gebäudes wird sich dann an einigermassen kalten Tagen nicht mehr ermöglichen lassen. Seitens des Vertreters der Nationalökonomie ist mir ferner der Wunsch vorgetragen worden, dass ihm neben seinem eigenen Zimmer ein Arbeitsraum für Studierende zur Verfügung gestellt werden möchte, damit diese dort die nationalökonomische Handbibliothek ungestört und ausgiebig benutzen können.
Endlich erscheint die Herrichtung eines besonderen Raumes zur Aufbewahrung von Fahrrädern und von [...] bei dem gestiegenen Besuch dringend erwünscht um etwaige Diebstähle, wie solche bereits vorgekommen sind, vorzubeugen. Aehnlicher  Raummangel wie in dem Hauptgebäude herrscht in den chemischen Laboratorien. Um dort Platz zu schaffen wird es sich vielleicht empfehlen einzelne leicht  verlegbare Räume, wie z. B. Professorenzimmer nach dem Hauptgebäude zu legen. Aber auch hieran könnte erst noch eine Entlastung des letzteren gedacht werden.
Die aller dringensten der Von den im Vorstehenden erwähnten Raumbedürfnissen würden wenigstens die aller dringensten durch den Bau eines besonderen Gebäudes für den Kunstgeschichtlichen Unterricht befriedigt werden können, wenn besipielsweise
1) der bisherige Zeichensaal des Professor Reiff der Abteilung II überwiesen,
2) das bisherige Atelier als Hörsaal und
3) der bisherige Sammlungsraum für Kunstgeschichte als Prüfungs- und Sitzungszimmer eingerichtet würde.

In dem Neubau für den Kunstgeschichtlichen Unterricht würden erforderlich sein
A) 5 Säle von der Grösse des gegenwärtigen Ateliers des Professor Reiff, dass heisst von ungefähr 9 zu 11 [m], von denen eines als Zeichensaal und 4 als Bildersäle zu benutzen wären.
B) Ein Atelier, welches möglichst von derselben Grösse, allenfalls auch etwas kleiner sein könnte.
C) Ein Hörsaal für 100 Zuhörer, zum [Projizieren ?] eingerichtet.
D) Ein Sammlungsraum für Kunstgeschichte, etwa 8 zu 10 m gross.
E) Ein Professorenzimmer.
F) Eine Dunkelkammer, gegebenenfalls im Kellergeschoss
G) Eine Wohnung für einen Diener
H) Die nötigen Aborte.
Wünschenswert erscheint es endlich bei dem Neubau schon jetzt die erforderlichen Räume für eine neu anzulegende und allmählich zu vergrössernde Sammlung von Gypsabgüssen nach Skulpturen und Architekturteilen vorzusehen, oder wenigstens das Gebäude so einzurichten, dass sich danach spätere Erweiterungen hierfür geeignete Räume leichter beschaffen lassen.

[v ?] Mangoldt

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