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Echo der Gegenwart, 18. Oktober 1920: Kunst und Wissenschaft. Die Ausstellung der "Woge". Artikel von -S.

Im Reiffmuseum wurde gestern mittag die Ausstellung der Künstlervereinigung „Woge“ durch einen kleinen Festakt eröffnet. Herr Geheimrat Schmid-Burgk, der die zahlreich erschienenen Gäste, darunter auch als Vertreter der Stadt Herrn Geheimrat Ebbing, mit einer kurzen Ansprache begrüßte, glaubte feststellen zu können, daß diese Kunstschau, an der ersten Ausstellung der „Woge“ gemessen, einen unverkennbaren Fortschritt ergebe. Er bat dann um Verständnis für das Wesen der neuartigen Kunst, an die man, wenn man ihr gerecht werden wolle, gänzlich voraussetzungslos herantreten müsse. Denn neue Ziele würden hier mit ganz neuen Mitteln erstrebt und ein Vergleich des Expressionismus, der einen ausgesprochen metaphorischen Charakter habe, mit einer anderen Kunst, die nur die physischen Erscheinungen einer materiellen Welt nachbilde, sei, als Vergleich zweier inkommensurabler Größen, unzulässig. Herr Geheimrat Ebbing erklärte dann die Ausstellung, der er vielen Erfolg wünschte, für eröffnet.
Ein Rundgang durch die ziemlich reichlich beschickte Kunstschau, deren eingehende Besprechung wir uns vorbehalten, ergibt als ersten Eindruck, daß im allgemeinen die „Woge“ mehr Schaum und Geröll, denn Muscheln oder gar Perlen, an den Strand geworfen hat. Erfreulicherweise deutet daneben das eine oder andere auf Entwicklungsmöglichkeiten, die allerlei versprechen. Zum wenigsten verbieten die Bilder von Karl Burger, die Ausstellung in Bausch und Bogen abzutun. Das stärkste Können, wenigstens von der technischen Seite, zeigt U. Pieper [?], der eine Reihe von Plastiken ausgestellt hat, darunter ...[?] Gruppen aus einem Zyklus „Die Prozession“. Über ihn besonders und die Tendenz seiner Kunst wird noch Berichtenswertes zu sagen sein.

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IMPRESSUM: REIFF-MUSEUM