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TAGEBUCH ZUM KONSERVIERUNGSPROJEKT "HEILIGE AGNES"

Auf dieser Seite stellen wir unser Konservierungsprojekt ausführlich vor. Verfolgen Sie, wie die "Heilige Agnes" ihren unbequemen Lagerplatz verliess und immer mehr ihr anmutiges Erscheinungsbild wiedererhielt!

TAG 1: "AGNES" WIRD TRANSPORTFÄHIG

Schäden an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, einem Exponat des Reiff-Museums
Transport der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Am 6. Februar 2006 trafen wir uns, um den Transport des Gemäldes vorzubereiten. Das bedeutete zunächst, dass wir das Gemälde so vorsichtig wie möglich an den Rändern fassten und vom Stuhl anhoben. Erfreulicherweise konnten wir die Leinwand auch wieder in eine horizontale Lage bringen - sie war wohl doch nicht ganz so spröde, wie sie aussah!

Da wir nun auch erstmals einen kurzen Blick auf die Rückseite der Leinwand erhaschen konnten, sahen wir schon, dass sich dort ein Stempel befand.

Sicherung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Sicherung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Auf der vorbereiteten Transport-Spanplatte sicherten wir die Leinwand, indem wir sie rundherum im Kantenbereich mit Heftzwecken auf der Platte befestigten. Der Rand der Leinwand wies in regelmäßigen Abständen runde Löcher auf - hier saßen früher die Befestigungsnägelchen. Die Leinwand wurde vom Rahmen genommen, ohne dass die Nägel vorher herausgezogen worden wären, so dass beim Abtrennen der Leinwand vom Keilrahmen jeweils Löcher rund um den Nagelkopf gerissen wurden!

Sicherung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Ausgebreitet auf der Holzplatte wirkte die Leinwand geradezu wie eine Gebirgslandschaft mit Kratern und Gletscherspalten! Knicke formten die Gebirge, kratergleich waren die Löcher in der Leinwand, wie Gletscherspalten klafften Risse.
Eine kleine Sensation war es, als wir im unteren Drittel des Bildes mittig eine Signatur entdeckten, nämlich 'G. BUCHWALD.' . Wir vermuten, es hier mit dem Kopisten des Originalbildes von Jusepe de Ribera zu tun haben; damit würde es sich um einen der wenigen Fälle handeln, wo uns mit der Kopistenarbeit beauftragte Maler namentlich bekannt wäre!

Untersuchung der Haltbarkeit der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


An zwei Stellen, einmal am dunklen Rand der Farbschicht und einmal auf einer helleren Partie, testete Frau Rief mit einem angefeuchteten Wattestäbchen die Haltbarkeit der Farbschicht: an dieser kleinen Stelle wischte sie mehrmals vorsichtig mit dem Stäbchen, und glücklicherweise löste sich nur die das Bild bedeckende Schmutzschicht. Mit dieser Methode galt es also quadratzentimeterweise vorzugehen, um die "Heilige Agnes" wieder staubfrei zu bekommen.
Notsicherung der Malschicht mit Japanpapierflicken, Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Frau Rief schätzte die Stabilität der Malschicht so ein, dass die Risse und Fehlstellen doch keine Notsicherung für den Transport benötigten. So blieb das "Pflästerchen" aus Japanpapier eine Ausnahme zu Demonstrationszwecken.
Zuletzt stellten wir die Holzplatte mit der darauf befestigten "Agnes" in senkrechter Position wieder an einen sicheren Platz im Materiallager, damit sich die Falten in der Leinwand im Laufe der folgenden Woche doch noch ein wenig entspannen konnten.

TAG 2: ERSTES GLÄTTEN UND BEGINN DER OBERFLÄCHENREINIGUNG

Schäden an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Schadensdokumentation an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

In der Restaurierungswerkstatt angekommen, unterzogen wir das Gemälde einer genauen Untersuchung und hielten schriftlich alle Schäden fest. Auch fotografisch wurde der Vorzustand aufgenommen.


Zustandsprotokoll 

Schadensdokumentation an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Schadensdokumentation an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Schadensdokumentation an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Schadensdokumentation an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Glätten des Leinwandrandes

Zuerst wurde die Arbeitsfläche mit Melinex-Folie überzogen. Diese Trennfolie ist besonders hitzebeständig und stabil.
Der unbemalte Rand der Leinwand, also jener Teil, welcher vorher um den Keilrahmen geschlagen war, wurde nun gebügelt. Dabei legten wir abschnittsweise ein Stückchen leicht angefeuchtete Doublierleinwand unter den zu bügelnden Rand, dann zum Schutz ein Stückchen Melinex-Folie auf die Malschicht und glätteten den Teil dann mit dem Heizspachtel. Um die Feuchtigkeit wieder zu entziehen, bügelten wir dann die Stelle noch einmal mit einem untergelegten Stück Löschkarton.
Bei diesem Arbeitsschritt entdeckten wir Reste einer Papierabklebung auf dem unteren Leinwandrand.

Glättung des Leinwandrandes an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Glättung des Leinwandrandes an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Oberflächenreinigung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Lösemitteltests als Vorbereitung für die Oberflächenreinigung

Frau Rief und Frau Sodermanns testeten in verschieden farbigen Bildbereichen mehrere Lösemittel. Mit dem Wattestäbchen wurden die Lösemittel aufgebracht, und das Resultat an der kleinen, behandelten Stelle begutachtet. Verwendete Lösemittel waren:
1.) destilliertes Wasser
2.) Isooctan
3.) eine Mischung aus 50% Isooctan und 50 % Isopropanol
Die mit Wasser behandelten Stellen wurden sauber und glänzten leicht. Mit Isooctan behandelte Flächen wurden sauber, blieben aber matt wie der Rest der Malschicht. Mit dem letzten Gemisch wurde bereits der Firnis angelöst.
Wir entschieden wir uns für Isooctan und begannen nun mit der Reinigung des Gemäldes. Dazu befeuchteten wir jeweils Wattestäbchen mit Isooctan und nahmen den Oberflächenschmutz ab.

Oberflächenreinigung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Oberflächenreinigung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Oberflächenreinigung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Abpressen von Knicken und Beulen


Über Nacht bedeckten wir das Gemälde mit einer Lage Melinex-Folie und legten dann auf die Knicke und hoch stehenden Beulen kleine Sandsäckchen zum Glätten der Leinwand.


Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

TAG 3: REINIGUNG, SICHERUNG DER FARBSCHICHT UND GLÄTTEN DER LEINWAND

Entfernen des Japanpapier-Flickens und weitere Reinigung des Gemäldes

Der Flicken wurde mit destilliertem Wasser angefeuchtet und nach kurzem Einweichen von der Gemäldeoberfläche entfernt.
Die am Tag zuvor begonnene Reinigung des Gemäldes haben wir zu Ende geführt.


Entfernung des Japanpapierflickens auf der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Oberflächenreinigung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Sicherung der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Sicherung der Farbschicht mit Leim

Zuerst wurde eine 2%ige Leimlösung erstellt: sie besteht aus getrocknetem Störleim, der in destilliertem Wasser durch Erwärmen flüssig wird (da dieser Leim einen gewissen Glanz hinterlässt, ist er nicht geeignet für matte Oberflächen).
Der Leim wurde an den Rändern der losen Farbschicht aufgetragen, floß unter die Schollen und diese wurden mit Wattestäbchen, die mit destilliertem Wasser getränkt waren, festgesetzt. Farbschollen, die sich vollständig von der Leinwand gelöst hatten, wurden passgenau wieder an ihrem ursprünglichen Ort festgesetzt. Während des Auftragens wurde der Leim weiterhin erwärmt, damit er seine flüssige Konsistenz behielt und gut in und unter die Farbschicht eindringen konnte.
Sicherung der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Sicherung der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Sicherung der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Glättung der Leinwand


Um die Knicke und Wellen der Leinwand zu minimieren wurde auf die mit Melinex-Folie bedeckte Arbeitsfläche Japanpapier gelegt und angefeuchtet. Darauf legten wir die Leinwand, welche wieder mit Melinex-Folie bedeckt wurde, damit nun vorsichtig die gesamte Fläche gebügelt werden konnte. Jedoch wurden die zwei Partien ausgespart, an denen die Farbschicht großflächig abgeplatzt und trotz Leimfixierung sehr leicht zu beschädigen war.
Die Wärme des Bügeleisens ließ die Feuchtigkeit im Japanpapier verdampfen, wodurch eine bessere Glättung erreicht wurde.
Nachdem der Vorgang abgeschlossen war, wurden die Melinex-Folien und das Japanpapier entfernt.

Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Abschließende Präparierung des Gemäldes mit Sandsäcken

Die Leinwand wurde zwischen zwei neue trockene Melinex-Folien gelegt und alles mit einer Molton-Auflage gepolstert. Darauf kam zur weiteren Glättung der Leinwand die umgedrehte Holzplatte vom Transport, die mit Sandsäcken beschwert wurde. Dies war möglich weil die Falten, Knicke und Beulen nach der ersten Nacht bereits geringere Ausmaße hatten.

Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

TAG 4: RISSVERKLEBUNG, GEWEBEINTARSIEN UND MALSCHICHTSICHERUNG


Glättung der Leinwand der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Am Morgen erfolgte zunächst eine kleine Einführung in die Schadensaufnahme, außerdem erläuterte Frau Rief uns, wie sie den Zustand eines Kunstwerkes in einem standardisierten Vordruck festhalten (Beispiel siehe oben: Zustandsprotokoll). Die häufigsten Schäden entstehen beim Transport, daher sollte der Zustand der Kunstwerke jeweils vorher und nachher aufgenommen werden, um die entstandenen Beschädigungen, wie Leinwandverlust, Risse etc. festzuhalten.
Wir begannen mit der Abnahme der Sandsäcke und weiterer Beschwerungsmittel auf dem Gemälde. Das Bild wirkte sichtbar glatter und ebenmäßiger nachdem es am Vortag behutsam gebügelt worden war.
Eine angeregte Diskussion über die Wertigkeit alter und antiker Bilder entstand zwischen den Praktikanten und den Restauratorinnen, die für die weiteren Restaurierungsschritte nicht ganz unwichtig war. Die Frage nach der Originalität des Bildes kam auf und inwiefern man Eingriffe in dessen Geschichte vornehmen dürfe. Würde es nicht sein individuelles Gesicht verlieren, wenn die "Mißhandlungen" kaschiert würden und die leidensvolle Geschichte des Bildes nicht mehr unmittelbar sichtbar und nachvollziehbar wäre?
Ein Vorschlag war, nur die größten Schadensflächen zu bearbeiten und dafür die Randschäden beizubehalten. So könne man dem Bild noch einen Rest an sichtbarer Geschichte bewahren. Die beiden Restauratorinnen verdeutlichten, dass es bei diesem Projekt primär um die Konservierung und Sicherung des Bildes ginge und nicht um eine komplette Restaurierung. Möglicherweise könne man das Gemälde nach der Instandsetzung einer Kirche zur Leihgabe übergeben, so fände die "Heilige Agnes" wenigstens einen ihr angemessenen Andachtsort.
Auch wurde die Frage nach dem Aufbringen von Kittungen und Retuschen gestellt. Da der Zeitrahmen sehr begrenzt war, schien es unmöglich, alle hierfür notwendigen Arbeitsschritte korrekt und in Ruhe auszuführen, es schien nicht einmal sicher, dass die angefangenen Arbeiten auch zu einem Abschluss kommen würden, so dass halb gekitteten Fehlstellen neben halb angefangene Retuschen stehen bleiben würden und der Zustand hierdurch "verschlimmbessert" würde.

Wir überprüften nochmals die Festigkeit der Malschicht. Einige lose Stellen (Schollen) auf der Bildoberfläche wurden noch mit Hilfe des Störleims gefestigt. Ein feuchtes Wattestäbchen diente dazu, die bearbeitete Stelle von überschüssigem Kleber zu befreien, um keine Restspuren auf dem Bild zu hinterlassen.
Schäden an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, einem Exponat des Reiff-Museums

Anfertigen und Einsetzen von Intarsien

Die Restaurierungswerkstatt des Suermondt-Ludwig-Museums stellte für die Herstellung von Intarsien kleine alte Leinwandreste zur Verfügung. Gewebeintarsien sind Gewebestücke, die in Fehlstellen von textilen Bildträgern eingepasst und mit diesen verbunden werden. So wurde die Form der Fehlstelle oder des Risses auf einer durchsichtigen Folie mit einem Folienstift abgepaust und mit einer Nagelschere aus dem vorher abgeschliffenen Leinwandstück herausgeschnitten. Man kann bei kleineren Löchern auch freihändig vorgehen und per Augenmaß das Stück zuschneiden. Wichtig hierbei ist die genaue Fadenrichtung und - struktur, die sich exakt der Originalleinwand anpassen sollte.

Die größte Intarsie wurde paßgenau in die Fehlstelle oberhalb von Agnes' Kopf eingesetzt. Wie sich beim Undrehen des Gemäldes herausstellte, befand sich die Fehlstelle dort, wo die Stempelfarbe des aufgedruckten Vermerks die Leinwand angegriffen und zersetzt hatte. Dummerweise war hier auch ein Stück Leinwand umgeknickt, welches wir vorsichtig glätteten - das bedeutete: die Intarsie musste nochmals angepaßt werden!

Einsetzung von Intarsien in die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Jede Intarsie wurde schließlich von der Rückseite her in das Gemäde eingesetzt, mit Leim fixiert und während des Trocknens mit einem Sandsack beschwert.

Einsetzung von Intarsien in die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Einsetzung von Intarsien in die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Einsetzung von Intarsien in die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Einsetzung von Intarsien in die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Rissverklebung an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Rissverklebung

Anschließend wurde auf der Rückseite der Leinwand an der Rißverklebung weitergearbeitet. Dabei wurden bei manchen Rissen einzelne Fäden zur Verstärkung aufgeklebt. Dabei feuchtete man mit einem feinen, spitzen Pinsel zunächst die jeweilige Stelle geringfügig mit Wasser an, um den nachfolgenden Kleber zu verdünnen und fixierte dann Risskanten und Fäden provisorisch mit Tesafilm bis zum Trocknen.
Wie gewohnt, wurde das Bild bis zum nächsten Tag mit Sandsäcken beschwert um die Deformierungen der Leinwand weiter zu reduzieren.


TAG 5: LETZTE SCHRITTE VOR DER DOUBLIERUNG

Rissverklebung an der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Zunächst begannen wir mit unserem allmorgendlichen Ritual, die "Heilige Agnes" von den beschwerenden Sandsäcken zu befreien. Die Risse und Löcher, die am Vortag verklebt worden waren, erwiesen sich als haltbar und so setzten wir diesen Vorgang an den übrigen Schadstellen fort. Wir schnitten demnach weitere Intarsien aus, setzten diese ein und verleimten schließlich alle Risse die ersichtlich waren.
Des Weiteren konstruierte Frau Sodermanns eine Fadenverklammerung, welche die Haltbarkeit der großflächigen Intarsie über dem Kopf der Heiligen verstärkt. Hierbei überbrücken Fäden, welche zuvor einer gesonderten Leinwand entnommen wurden, die Fehlstelle. Gefestigt werden die einzelnen Garnstücke durch eine punktuelle Verklebung an deren Enden.

Nun pausten wir die Inschrift, welche sich auf der Rückseite der Leinwand befindet, mit einer Folie ab, da sie nach der Doublierung nicht mehr sichtbar ist.
Im Vergleich mit anderen Werken des Bestandes der Reiffsammlung konnten wir die Aufschrift rekonstruieren:
Copie nach No 683 der Königl. Gemälde Galerie zu Dresden
Dieser Stempel gleicht beispielsweise dem, welchen wir auf der Kopie nach Rembrandts Werk "Samsons Hochzeit", ebenfalls ein Bild aus Dresden, vorgefunden hatten. Kopisten mußten sich im Vorfeld in der Dresdener Gemäldegalerie schriftlich anmelden und vor Ort mit Proben ihrer Arbeit auch als qualifiziert ausweisen. Nach der Vollendung der Kopie wurde diese auf der Rückseite mit dem Stempel versehen und damit gleichsam abgenommen. Es wäre noch die Person. Buchwald genauer zu untersuchen, der das Gemälde, entgegen der üblichen Vorgehensweise, an prominenter Stelle im unteren Drittel der Bildvorderseite signierte.

Die Inschriften auf dem Bild 

Dokumentation der Inschriften auf der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums Dokumentation der Inschriften auf der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Vorbereitung der Doublierleinwand für die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

Vorbereitung der Doublierleinwand für die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Vorbereiten der Doublierung


Das Verfahren der Doublierung beinhaltet, dass eine spezielle Leinwand, die mit dem originalen Gewebe kongruiert, auf die Rückseite des Gemäldes aufgeklebt wird. Diese Methode erhöht die Stabilität und Festigkeit des ursprünglichen Bildträgers.
In unserem Falle ist dies notwendig, weil durch die große Menge der Schäden die durchgehende Fadenstruktur in der gesamten Leinwand häufig unterbrochen wird. Die besonders stark beschädigten Bildkanten sind zudem zu kurz und weisen so viele Löcher und Risse und Fehlstellen auf, dass man keine Spannzange mehr ansetzen kann um die "Hl. Agnes" wieder auf einen Keilrahmen zu ziehen.
Zunächst musste die Doublierleinwand mit kaltem Wasser gewaschen und auf einen Spannrahmen gezogen werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass ihr Fadenverlauf gerade ist, damit sich Spanngirlanden oder "Kurven" nicht in der originalen Malschicht durchzeichnen.

Die Rückseite des Gemäldes wurde mit ganz feinem Schleifpapier abgeschmirgelt, um die auf der Oberfläche befindlichen Verschmutzungen zu entfernen. Der Schmirgelstaub musste anschließend abgesaugt werden. Beim Schmirgeln wurden zudem die Fasern der Bildleinwand leicht angerauht, was zu einer besseren Haftung bei der Doublierung führt.
Vorbereitung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, für die Doublierung

Vorbereitung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, für die Doublierung

TAG 6: DIE LEINWAND BEKOMMT VERSTÄRKUNG!

Letzte Handgriffe auf der Gemälderückseite

Als erstes haben wir die Tesafilmstreifen auf der Rückseite der Originalleinwand entfernt, die wir zur Fixierung der Intarsien- und Rissverklebungen sowie der einzeln eingeketteten Fäden am Vortag aufgebracht hatten. Hierbei hatte sich eine Intarsie im oberen Bereich etwas gelöst, welche daher erneut geleimt werden musste. Danach haben wir die restlichen Flächen der Rückseite vorsichtig, aber mit leichtem Druck, weiter angeschliffen und abschließend gründlich mit einem Staubsauger gereinigt.
Vorbereitung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, für die Doublierung
Sicherung der Farbschicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums


Beim Umdrehen der Leinwand stellten wir leider fest, dass einige Farbschollen lose waren. Einige konnten wir den Fehlstellen direkt zuordnen und verklebten sie dort, die restlichen Malschichtreste sammelten wir in einem Filmdöschen.
Anschließend reinigten wir sehr vorsichtig die Bildseite des Gemäldes vom Schleifstaub mit Hilfe eines feinen Ziegenhaarpinsels und eines Staubsaugers. Für die nächsten Schritte nahmen wir das Bild dann von der Arbeitsfläche und legten es zur Seite.

" Die heilige Agnes" - Ein Abziehbildchen?!


Wir schnitten Beva-Folie in die passende Größe, bügelten diese mit dem Bügeleisen auf die auf den Spannrahmen aufgezogene Doublierleinwand. Die Ecken des mit Beva beschichteten Bereiches markierten wir durch rote Fädchen, damit die Klebefläche passgenau auf dem Gemälde platziert werden konnte. Auf den Arbeitstisch legten wir anschließend in folgender Schichtung: Transportplatte - Moltonauflage - Melinexfolie - Gemälde (Bildseite nach unten) - Doublierleinwand (Beva-Folie nach unten). Jetzt wurden die Leinwände zusammengebügelt und mit Sandsäcken beschwert. Anschließend nahmen wir die Transportplatte heraus, spannten die Doublierleinwand von ihrem Spannrahmen ab (Vorsicht, akute Verletzungsgefahr beim Herausziehen der Tackerklammern!) und festigten einige Stellen durch erneutes Bügeln weiter. Das fertig doublierte Gemälde wurde zur Kontrolle mit der Bildseite nach oben gedreht. Nun konnten wir die noch aufliegende Melinex-Folie entfernen und das doublierte Bild bestaunen!

Vorbereitung der Doublierleinwand für die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Vorbereitung der Doublierleinwand für die Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Doublierung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Doublierung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Doublierung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Doublierung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums
Doublierung der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums

TAG 7: "AGNES" BEKOMMT WIEDER EINEN KEILRAHMEN

An diesem Tag nahmen wir bis zum Mittag eine ausführliche Schadensdokumentation und Schadenskartierung auf vergrößerten Fotos des Vorzustands vor.

Schadensdokumentation 

Legende zur Schadensdokumentation (vgl. Zustandsprotokoll):
- die schwarzen Linien 1) bis 3) bezeichnen massive Knicke,
- die roten Linien 1) bis 10) markieren Knicke mit Malschichtverlust,
- blau umrahmt sind Fehlstellen in der Malschicht, in blau schraffierten Bereichen befindet sich Krakelee,
- mit grünen Linien sind Risse eingezeichnet, in dem grün schraffierten Bereich ist krepierter Firnis festzustellen,
- braun eingezeichnet sind Fehlstellen, an denen wir Intarsien eingesetzt haben,
- schwarz schraffierte Bereiche schließlich markieren Stellen, an den wir Fußabdrücke vorfanden.


Außerdem wurde der neue Keilrahmen in der Breite auf ein Rahmenmaß von 140 x 107,5 cm gekürzt. Auf die Rückseite des Gemäldes wurde der Keilrahmen aufgelegt, vermittelt und mittig mit Nägeln provisorisch fixiert. Jeweils von der Kantenmitte des Rahmens beginnend haben wir mit der Spannzange die Leinwand über den Rahmen gezogen und mit Hilfe von Nägeln, die als Korrosionsschutz mit Karton unterlegt waren, an der Außenseite des Keilrahmens befestigt.

Aufspannen der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, auf einen neuen Keilrahmen Aufspannen der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, auf einen neuen Keilrahmen Aufspannen der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, auf einen neuen Keilrahmen

• Abschließendes Konzept der Restauratorinnen 

Nach Beendigung unserer Konservierungsmaßnahmen schaut das Gemälde "Heilige Agnes" nun so aus:

Ansicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, nach Abschluss der Konservierungsmaßnahmen
Ansicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, nach Abschluss der Konservierungsmaßnahmen
Ansicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, nach Abschluss der Konservierungsmaßnahmen
Ansicht der Originalkopie "Heilige Agnes" nach Ribera, Exponat des Reiff-Museums, nach Abschluss der Konservierungsmaßnahmen

Sarvenaz Ayooghi, Katja Eßer, Bastian Humberg, Caroline Rordorf, Liska Surkemper

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IMPRESSUM: REIFF-MUSEUM